Am 15. Juli gegen 9 Uhr legten wir von unserem Felsliegeplatz an Tjärö ab. Miriam steuerte das Boot und Christian übernahm das Ankerheben. Unser 10 Kilo schwerer Heckanker muss am Ende des Manövers samt dicker Metallkette über den Heckkorb ins Cockpit gewuchtet und in einer Kiste unter der Sitzbank verstaut werden. Nachdem das geschafft war, folgte eine Schrecksekunde. In Miriams Rettungsweste hatte sich eine besonders große Spinnen versteckt und eilte nun über ihre Jacke. In dem kurzen Panikanfall und den vereinten Abwehrversuchen kam Luzie unbemerkt vom Kurs ab. Als wir endlich wieder die Aufmerksamkeit nach vorn richteten, ragte die Felsinsel, die wir ursprünglich Backbord passieren (also „links liegen lassen“) wollten, plötzlich direkt vor uns aus dem Wasser. Christian riss beherzt das Ruder herum und wir umfuhren den Felsen knapp an Steuerbord. Für alle Beteiligten gerade nochmal gut gegangen; die Spinne war irgendwo im Cockpit verschwunden. Seither schütteln wir die Rettungswesten vor dem Anziehen vorsichtshalber aus, aber die Geschichte scheint sich auch bei unseren achtbeinigen Mitseglerinnen herumgesprochen zu haben.
Kurz vor 14 Uhr kam die Drehbrücke bei Hasslöbron in Sicht; zu weit weg, um die stündliche Öffnung noch zu schaffen. Wir legten eine Mittagspause an einer Boje der schwedischen Seglervereinigung (SXK) ein, aßen ein noch aus Deutschland mitgebrachtes Erbsensüppchen und durchfuhren die Brücke um 15 Uhr. Knapp zwei Stunden später liefen wir in Karlskrona ein. Unsere Energie reichte abends nur für einen kurzen Abstecher in die Stadt. Wir gönnten uns Döner und einen vegetarischen Burger mit knusprig leckeren Pommes, was ein bisschen nach Berliner Heimat schmeckte.
Den nächsten Tag begannen wir früh mit einem Stadtspaziergang. Karlskrona hat einige schöne Plätze mit schmucken Gebäuden und Statuen, ein Viertel mit alten Fischerhäuschen, gepflegte Parkanlagen, ein von einer beeindruckenden Mauer umgebenes Militärgebiet, ungewohnt schnöde Mietshäuser und große Einkaufsläden. Wir schlenderten über einen Flohmarkt und freuten uns darüber, dass auf der Wiese neben den Marktstände eine große Gruppe ganz unterschiedlicher Menschen unter fachmännischer Anleitung Muskeln und Ausdauer trainierte. Wir aßen lieber ein riesiges Eis. Die Waffeln wurden neben der Theke frisch gebacken und gerollt. Man konnte gar nicht die Menge an Eis wählen, sondern nur die Anzahl an Geschmäckern – 1, 2 oder 3. Diese wurden dann mit einem Spatel großzügig in die riesige Waffeltüte getürmt. Wir fühlten uns hinterher nachhaltig von jeder Eis-Lust geheilt.
Den Nachmittag verbrachten wir im Marine-Museum und stöberten begeistert durch die abwechslungsreich gestalteten Ausstellungsräume. Es gibt dort zwei komplette U-Boote zu besichtigen. Die Erklärungen zur Geschichte der U-Boote und zur Technik sind in eine mindestens ebenso spannende Foto-Zeitleiste des sonstigen Weltgeschehens eingebettet. In einem Unterwassertunnel blickt man in die grünlich-trübe Ostsee auf Wrackteile und Fische. Es gibt zahllose Schiffsmodelle, alte Navigationsinstrumente, nachgebaute Werkstätten, Waffen, Galionsfiguren… Wir vergaßen dort ganz die Zeit, hatten aber schon vorher ausgemacht, in diesem Falle einfach noch eine Nacht Karlskrona dranzuhängen. Zum Glück haben wir ja Zeit.