Gestern Abend sind wir nach einem herrlichen Segeltag in das schöne Figeholm eingefahren. Anders als die letzten Tage stand die ganze Etappe Am-Wind-Segeln auf dem Plan. Die gemeldeten 3-5 Beaufort (schwache bis frische Brise) erlaubten uns ein zügiges Vorankommen. Das war angenehmer als das Leichtwindsegeln der letzten Tage. Abgesehen von dem wunderschönen Naturhafen Tjärö und unserer Nacht vor Anker waren wir in den letzten Tagen etwas enttäuscht von der Marina-Situation. Karlskrona erwies sich als etwas ungepflegte Anlage, die dafür recht teuer war. In Kalmar wurde fleißig (und laut) gebaut und wir hatten einen Platz vorn an der belebten Promenade zugewiesen bekommen. In Borgholm war es laut, weil im nahen Hotel ausgelassene Feten mit Livemusik gefeierte wurden. Zwar haben uns das Marinemuseum in Karlskrona, die Burg von Kalmar, und die Festungsanlage von Borgholm gut gefallen. Aber was die Wohnsituation betrifft, sind wir sehr froh, in Figeholm einen ruhigen, geradezu besinnlichen Hafen vorzufinden.

Bei der Einfahrt durch das Fahrwasser fiel uns auf, dass sich die Landschaft sehr geändert hatte. Nach dem Kalmarsund beginnt hier allmählich die Schärenregion. Überall gibt es kleine Felsen mit Kormoranen oder Möwen und blühendem Heidekraut. Nachdem wir festgemacht und das Hafengeld bezahlt hatten, gingen wir einkaufen und gönnten uns mit Zimtschnecken ein verspätetes Mittagessen (so irgendwann gegen 18 Uhr…). Kurze Zeit später feuerten wir noch den Grill an und speisten in herrlicher Naturkulisse und schönstem Abendlicht.

Heute haben wir einen weiteren ruhigen Tag in Figeholm verbracht mit kleiner Radtour auf den Leihfahrrädern der Marina. Abends  diskutierten wir in einer Pizzeria unsere weitere Reiseroute. Unser grober Plan war bisher, etwa auf dieser Höhe vom schwedischen Festland aus nach Gotland überzusetzen, von dort nach Estland zu segeln und über Talinn, Helsinki, die finnischen Schären und Åland zurück nach Schweden zu reisen. Aber die Windvorhersage für die nächsten Tage passt nicht zum nächsten Teil dieser Route. Die Überfahrt nach Gotland und vor allem die Fahrt von Gotland nach Estland (etwa 100 Seemeilen; für uns sind das 20 bis 33 Stunden Reisezeit, je nach Wind) wollen wir nur bei besten Bedingungen wagen. Wir haben allerdings wenig Lust, tagelang auf den passenden Wind zu warten, zumal wir diese Zeit stattdessen genüsslich und mit kleinen Tagestouren in den Stockholmer Schären verbringen könnten. Ohne die Überfahrt könnten wir in ruhigerem Reisetempo bis zu den Ålands kommen und dann den gleichen Weg und anderen Zwischenstopps entlang der schwedischen Küste zurück nehmen. Wir würden nicht das erträumte Helsinki erreichen, weder Estland noch Finnland sehen, hätten aber dafür mehr Zeit für die schwedischen Inselchen und kein Warten auf Wetterfenster… Unsere Stimmung kippte Richtung Planänderung, hin zum verlängerten Schärensegeln.

Die Planänderung war beschlossen, als eben Christians Smartphone starb. Es startet einfach nicht mehr und reagiert auf keinen Lade-Versuch. Sein Handy ist unser primäres Wetter-Abruf- und Routenplanungsgerät. Da wir von hier aus vergleichsweise planbar in ca. einer Woche in Stockholm sein können, ist es die beste Möglichkeit, ein neues Gerät dorthin schicken zu lassen.